Für Fazila und Millionen von Einwohnern Pakistans ist der Klimawandel Synonym für extremes Hochwasser und Malaria

13 April 2023

Niemand konnte die Überschwemmungen aufhalten.

Fazila, eine 25-jährige Hebamme, wurde durch einen Notruf unterrichtet, dass ihr Dorf in der pakistanischen Provinz Sindh zu evakuieren sei.

In den darauffolgenden acht Tagen brachte Fazila ihr gesamtes Hab und Gut in der sengenden Hitze Pakistans in ein Haus auf einem Hügel, der bei den letzten Monsun-Überschwemmungen trocken geblieben war.

Anschließend brachten sich Fazila und ihre Mutter in Sicherheit.

Doch diese Überschwemmung war anders. Einige Tage später war ihr Dorf vollständig unter Wasser – auch das Haus, in das Fazila ihren gesamten Besitz gebracht hatte. Die beiden folgenden Wochen verbrachten Fazila und ihre Mutter in einem Zelt in einem Notlager auf einer Brücke.

Selbst Monate nach den Überschwemmungen steht Fazilas Dorf noch immer unter Wasser.

„Das war wirklich eine schwere Zeit, denn es war sehr heiß, und es gab weder fließendes Wasser noch Waschräume”, erinnert sich Fazila. „Alle unsere Sachen waren unter Wasser.“

Als beide endlich wieder in ihre Ein-Zimmer-Wohnung zurückkehren konnten, stand Fazila das Wasser innen buchstäblich bis zum Halse. Die Wände hatten Risse, Küche und Bad waren zerstört, und alles war voller Schlamm und Müll. Also schlugen sie auf dem Hof neben ihrem zerstörten Zuhause ein Zelt auf.

Fazila bringt Küchenutensilien in ein Zelt auf ihrem Hof, nachdem ihre Küche und ihr Bad durch das Hochwasser zerstört wurden.

„Obwohl schon mehrere Monate vergangen sind, stehen viele Dörfer noch immer unter (Hoch-)Wasser. Nach wie vor leben Menschen in Zelten“, macht Fazila deutlich.

Fazila und ihre Mutter sind in derselben Lage, da ihr Zuhause weiterhin nicht sicher und nicht bewohnbar ist.

Krisen bewältigen und gleichzeitig andere schützen

Durch ihre eigene Krisenbewältigung schützt Fazila auch ihre Gemeinschaft.

Fazila arbeitet als Hebamme im Indus Hospital in Sehwan, Pakistan. Als sie 16 Jahre alt war, sah sie, wie ihre Tante bei einer Entbindung starb. Daraufhin beschloss sie, Ärztin zu werden, um andere Frauen zu schützen. Doch da ihre Familie das Medizinstudium nicht bezahlen konnte, wurde sie stattdessen Hebamme. 

Kurz nach der Rückkehr in ihr zerstörtes Haus begann Fazila, in mobilen Gesundheitsstationen zu arbeiten, die vom Indus Hospital and Health Network mit Unterstützung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria eingerichtet worden waren. 

Eine mobile Gesundheitsstation wird in einem der Hochwassergebiete eingerichtet, um Gesundheitsleistungen wie Malaria-Screening und -Behandlung zu erbringen.

Die Gesundheitsstationen wurden im August entsendet, um Gemeinschaften, die am schlimmsten von den Überschwemmungen betroffen waren, grundlegende Gesundheitsleistungen zu bieten. Als das Wasser den höchsten Pegelstand erreichte, fuhren Fazila und ihre Kolleginnen und Kollegen mit dem Boot zu Dörfern, die durch den steigenden Wasserspiegel vollständig abgeschnitten waren. 

Für die Menschen in Dörfern, die sich noch immer nicht von der verheerenden und bislang einmaligen Notlage im letzten Sommer erholt haben, erbringen diese mobilen Kliniken weiterhin grundlegende Gesundheitsleistungen.

Fazilas Aufgabe in den mobilen Gesundheitsstationen besteht unter anderem darin, Menschen auf Malaria zu testen und zu behandeln. Denn das steigende Hochwasser trieb die Fallzahlen rasch in die Höhe und bot darüber hinaus eine optimale Brutstätte für Moskitos, die die Krankheit übertragen.

Oben: Anwohner betreten die mobile Gesundheitsstation. Unten links: Fazila behandelt in einem Gesundheitslager vor der mobilen Krankenstation eine Mutter und ihr Kind und führt ein Malaria-Screening durch. Unten rechts: Fazila im Gespräch mit einer Mutter, nachdem deren 18 Monate alte Tochter positiv auf Malaria getestet wurde.

Der Klimawandel beschleunigt die Ausbreitung von Malaria

Der Klimawandel ist für schlimmere und häufigere Extremwetterereignisse wie Stürme, Dürren, Buschbrände und Hochwasser verantwortlich. Ursache für die bislang einmaligen Überschwemmungen im letzten Jahr und den anschließenden massiven Anstieg der Malaria-Fälle in Pakistan war eine starke Hitzewelle. Unmittelbar danach kam es zu überraschend starken Monsunregen und einem Abschmelzen von Himalaja-Gletschern.

Fazila erinnert sich daran, dass 50 % ihrerPatientinnen und Patienten in der mobilen Klinik positiv auf die Krankheit getestet wurden.

Laut der Weltgesundheitsorganisation gab es 2022 in 60 Bezirken Pakistans über 1,6 Millionen bestätigte Malaria-Fälle – eine Vervierfachung der 400.000 Fälle, die im Vorjahr registriert wurden.

Zudem stieg der Anteil von Malaria-Fällen durch Moskitos, die den gefährlicheren Parasiten Plasmodium falciparum in sich tragen, der in der Regel in Teilen Afrikas und nicht in Asien beheimatet ist.

Die Leiterin des Indus Hospital and Health Network, Dr. Mah Talat, erinnert sich an ganze Wolken von Moskitos, die so dick waren, dass ein Hindurchschauen praktisch nicht mehr möglich war. Alle vom Hochwasser betroffenen Menschen, die sie traf, hatten entweder selbst Malaria oder daran erkrankte Familienangehörige. Ihr zufolge waren die Überschwemmungen und die damit verbundene Gesundheitskrise verheerend, und die Notlage ist noch längst nicht ausgestanden.

„Inzwischen haben die Regenfälle wieder eingesetzt, und uns wird berichtet, dass die Malaria-Fälle ansteigen, zumal im April die erste von zwei Übertragungszeiten beginnt“, erklärt sie. „Häuser und Gesundheitseinrichtungen sind noch immer beschädigt, während sich das Gesundheitspersonal noch nicht erholt hat und riesige stehende Wassermassen zurückbleiben. Wir müssen jetzt handeln, damit die diesjährige Monsun-Saison nicht mehr Schaden anrichtet als im letzten Jahr.“
 

Die schnelle Reaktion des Globalen Fonds

Der Globale Fonds hat auf die Überschwemmungen und die damit verbundene gesundheitliche Notlage in Pakistan rasch reagiert.

Unmittelbar nach dem Hochwasser halfen Mittel des Globalen Fonds beim Aufbau medizinischer Notlager und mobiler Kliniken, in denen Fazila und ihre Kolleginnen und Kollegen grundlegende Gesundheitsleistungen wie Malaria-Screening und -Behandlung erbrachten. Mit Unterstützung des Globalen Fonds wurden auch sauberes Wasser, Lebensmittelpakete und Generatoren bereitgestellt.

Malaria zählt zu den klimasensitivsten Infektionskrankheiten. Der Klimawandel verursacht in vielen Regionen weltweit einen Anstieg der Malaria-Fälle und -Todesfälle, die häufig die ärmsten und entlegensten Gemeinschaften betreffen.

Der Globale Fonds unterstützt fortwährende Bemühungen zur Malaria-Kontrolle in ganz Pakistan. Hierzu zählen Malaria-Tests und -Behandlungen in Dörfern, die Verteilung von mit Insektiziden behandelten Moskitonetzen, das Besprühen von Innenräumen sowie Aufklärungskampagnen für Gemeinschaften, die am meisten von der Krankheit heimgesucht werden. Darüber hinaus wurden Mittel verwendet, um Labore und Kliniken, die während des Hochwassers beschädigt oder zerstört wurden, zu reparieren und instand zu setzen.

Fazila ist nach und nach damit beschäftigt, ihre Wohnung wieder bewohnbar zu machen und das verlorene Hab und Gut zu ersetzen.

Doch die näher rückende Monsun-Saison in diesem Sommer macht ihr Angst.

„Die Überschwemmungen werden immer wieder passieren, also sollten wir uns entsprechend vorbereiten, um mit dieser Notlage fertigzuwerden“, bemerkt sie dazu.

Der Globale Fonds bemüht sich zusammen mit Regierungen und Partnern um die Bekämpfung von Malaria und ruft zu weiteren Investitionen auf, um Menschen vor den akuten tödlichen Folgen der Erderwärmung für die Gesundheit zu schützen.

Autorin: Melanie Sharpe. Bericht von Tazeen Bari, Fotos von Saiyna Bashir. Ein großer Dank gilt dem Indus Hospital and Health Network in Pakistan für seine Unterstützung.