Wie eine mosambikanische Frau gegen Malaria kämpft – „den Teufel“, der ihrem Mann das Leben nahm

Peter Sands, Exekutivdirektor des Globalen Fonds

25 Mai 2023

Von Peter Sands, Exekutivdirektor des Globalen Fonds

„Malaria“ ist der Teufel, der in mein Haus kam“, sagt Celina Tembe leise und streichelt über den Kopf ihrer dreijährigen Tochter Manuela Manuel. Im August letzten Jahres kam ihr 35-jähriger Mann Manuel Maxaieie spät von seiner Arbeit als Maschinenführer nach Hause. Er war müde und hatte Fieber. Celina sagte, er solle in die Klinik gehen, aber er behauptete steif und fest, dass Paracetamol ausreichen würde, und ging am nächsten Morgen wieder zur Arbeit.

Am folgenden Tag um 15 Uhr rief sein Arbeitgeber jedoch an und teilte mit, dass er sehr krank sei und man ihn nach Hause schicken würde. Sie brachte ihn sofort in die Klinik. Dort wurde ein Malariatest durchgeführt und eine Behandlung eingeleitet. Aber es war zu spät. In dieser Nacht starb er.

In diesen 36 Stunden verlor Celina ihren Mann, mit dem sie 10 Jahre verheiratet war und den sie als „stark, dunkel und voller Energie“ beschreibt. Plötzlich war sie Witwe, alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern, ohne Einkommen.

Vorbei war es mit ihren Plänen, ein kleines Lebensmittelgeschäft zu eröffnen – halb fertiggestellt hinter dem Platz, an dem sie sitzt. Stattdessen steckte Celina ihre Energie in ihre kleine Landwirtschaft, baute Maniok, Mais, Süßkartoffeln und Erdnüsse an, damit sie ihre Kinder ernähren konnte und etwas zum Verkaufen hatte. Vorbei war es mit ihren Plänen, Glasscheiben in die Fenster ihres kleinen Betonhauses in der Gemeinde Quarteirão 22, Distrikt Boane, Provinz Maputo einzusetzen.

Celina wischt ihre Tränen ab und beschreibt, wie sie begann, ihr Leben wieder aufzubauen, und ihre ganze Energie darauf richtete, ihre Kinder zu ernähren.

Aber nur sechs Monate nach Maxaieies Tod im Februar 2023 schlug Zyklon Freddy zu. Ihr Haus wurde überschwemmt, und die Familie musste Zuflucht in einer überfüllten Schule suchen. Nach einer Woche kehrten sie nach Hause zurück. Alles war von einer Schlammschicht bedeckt, ihre Ernte war zerstört, und das Wasser war überall.

Mit dem Wasser kamen die Moskitos, und nach einer Woche erkrankte Manuela, Celinas jüngstes Kind. Celina erkannte die Symptome und brachte sie sofort in die Klinik. Schnell wurde bei Manuela Malaria diagnostiziert, sie wurde behandelt und erholte sich in einer Woche.

Aber dann bekam auch ihre älteste Tocher, die neunjährige Shalice Manuel, Malaria. Sie war viel kränker, wurde in der Klinik stationär behandelt und musste dann zu Hause 15 Tage das Bett hüten.

In dieser ganzen Zeit hatte Celina Mühe, für Nahrung zu sorgen. Sie kochte Suppe aus den Blättern der lokalen Tseké-Pflanze.

Peter Sands, Exekutivdirektor des Globalen Fonds, spricht mit Celina Jorge Tembe und ihren Kindern in Boane, Mosambik. Celina Tembes Mann starb an Malaria und ihre Kinder bekamen die Krankheit ebenfalls. Foto: Der Globale Fonds/Tommy Trenchard/Rooftop

Und Celina bekam selbst Malaria und brauchte Unterstützung von einer Cousine, die in der Nähe lebt und die sich um die Kinder kümmerte, während sie krank im Bett lag.

Jetzt, zwei Monate später, räumt Celina das Haus auf und schützt die Möbel, denn heute wird ein Team von Frauen der Gemeinde ihr Haus innen mit Insektizid besprühen. Das Besprühen von Innenräumen ist eine Methode zur Bekämpfung von Moskitos. Dabei wird eine dünne Schicht eines für Moskitos tödlichen Insektizid-Gemischs auf die Innenwände gesprüht. Die Maßnahme schützt etwa sieben Monate vor den spezifischen Arten, die in Mosambik am weitesten verbreitet sind.

Dieses Schutzprogramm wird durch MOSASWA finanziert, eine Initiative zur Ausrottung der Malaria, die gemeinsam vom Globalen Fonds, der Bill & Melinda Gates Foundation und Goodbye Malaria finanziert wird. 

Goodbye Malaria ist Corporate Philanthropy in bester Form. Die internationale Restaurantkette Nando‘s bezieht Chilis aus Mosambik für ihr berühmtes Piri-Piri-Huhn. Durch Goodbye Malaria stellt Nando‘s nicht nur Finanzmittel bereit, sondern liefert auch Management-Know-how und übernimmt eine Führungsrolle. In den letzten acht Jahren haben die Partner von MOSASWA 65 Millionen US-Dollar in die Eindämmung der Malaria in diesem Teil von Mosambik, Südafrika und Eswatini investiert.

Mosambik hat beim Schutz von Menschen vor Malaria seit 2000 enorme Fortschritte erzielt. Die Todesfälle durch die Krankheit sind um 67 % zurückgegangen. Die Zahl der Infektionen ist jedoch stabil geblieben und steigt jetzt wieder an. Mosambik hat etwa 30 Millionen Einwohner. Im Jahr 2021 verzeichnete das Land 10,3 Millionen Infektionen. In dem Teil von Mosambik, in dem MOSASWA aktiv ist, wurden die Malaria-Infektionen zwischen 2018 und 2021 jedoch um beeindruckende 75 % reduziert – über 300.000 Infektionen konnten verhindert werden.

Der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor, der diesen Fortschritt bedroht. Die zunehmende Resistenz der Moskitos gegen vorhandene Insektizide und die wachsende Resistenz des Malaria-Parasiten gegen verfügbare Behandlungen wirken sich ebenfalls aus. Durch die größere Häufigkeit von Zyklonen aufgrund der Erwärmung des Indischen Ozeans wird ein starker Anstieg der Infektionszahlen eindeutig forciert.

Mitglieder eines Spezialteams bereiten sich darauf vor, die Wohnräume von Celina Jorge Tembe in Boane, Mosambik, mit Insektizid zu besprühen. Die Familie war stark von Malaria betroffen. Foto: Der Globale Fonds/Tommy Trenchard/Rooftop

In der letzten Woche hat der Globale Fonds eine zusätzliche Zuwendung von 1 Million US-Dollar aus seinem Notfallfonds an MOSWASA angekündigt, um die Nothilfe nach dem Zyklon Freddy zu verstärken. Vor Kurzem wurden bereits Hilfszahlungen aus dem Notfallfonds zur Bekämpfung der Malaria für Malawi, Pakistan und auch Mosambik geleistet. Wenn Nothilfe regelmäßiger und immer häufiger gebraucht wird, ist das ein Zeichen dafür, dass ein anderer Ansatz erforderlich ist.

Nach Jahren des Fortschritts bei der weltweiten Eindämmung der Malaria besteht das Risiko, dass wir Rückschritte machen und mehr Familien wie Celina und ihre Kinder gefährdet werden. Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten, wie diese Krankheit einzudämmen ist. Auch fehlen uns nicht die Instrumente. In zweiundvierzig Staaten und Gebieten ist Malaria endgültig ausgerottet. Das Spektrum neuer Instrumente zur Bekämpfung von Moskitos, neuer Medikamente und Diagnostika ist breiter denn je. Das Problem ist Geld. Der Globale Fonds stellt 63 % aller externen Finanzmittel für Malaria bereit und investiert etwa 1,4 Milliarden US-Dollar jährlich. Um die Relationen zu verdeutlichen: Das Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles – keineswegs das größte Krankenhaus der USA – hat ein Jahresbudget von etwa 5 Milliarden US-Dollar.

Celina und ihre Kinder haben Zugang zu entscheidenden Mitteln der Malariabekämpfung – aber das ist nicht selbstverständlich. Das Besprühen von Innenräumen mit Insektizid, das etwa 18 US-Dollar pro Haus kostet und neun Monate hält, gilt in den meisten Teilen Afrikas als zu teuer. An anderen Orten setzen wir auf Insektizid-behandelte Moskitonetze, die unter 3 US-Dollar kosten und mindestens zwei Jahre halten. Dennoch haben wir Mühe, den Übergang zur neuesten Generation von Moskitonetzen zu finanzieren, bei denen zur Bekämpfung der Resistenz zwei Insektizide kombiniert sind und die über 40 % wirksamer bei der Verhinderung von Infektionen sind. Diese neuen Netze kosten nur etwa 1 US-Dollar mehr als die bisherigen Netze, aber der Globale Fonds kauft im Jahr über 150 Millionen Netze. Das macht also einen erheblichen Unterschied.

Wir verabschieden uns von Celina mit dem Gefühl, kaum genug zu tun. Wir wissen, wie wir sie und ihre Kinder vor dieser furchtbaren Krankheit schützen können. Wir wissen, dass die Gefahren durch die Klimaveränderung und die Resistenz steigen werden. Wir könnten und wir sollten mehr tun – und zwar jetzt.

Dieser Gastbeitrag wurde zuerst in Forbes veröffentlicht.