In Kamerun stehen die Frauen bei der Bekämpfung von Malaria an vorderster Front

von Peter Sands, Exekutivdirektor des Globalen Fonds

25 April 2024

Neue Instrumente können zwar die Eindämmung der Fieberkrankheit beschleunigen, aber die entscheidende Rolle spielt weiterhin das Gesundheitspersonal.

Der Exekutivdirektor des Globalen Fonds, Peter Sands (rechts), spricht während eines Besuchs bei einer von Malaria betroffenen Familie in Soa, 20 Kilometer nördlich der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé gelegen, mit der kommunalen Gesundheitshelferin Amélie Tachifo. Foto: Der Globale Fonds/Vincent Becker

Niemand sollte an Malaria sterben. Es ist nicht hinnehmbar, dass hunderttausende Menschenleben weiterhin Jahr für Jahr einer Krankheit zum Opfer fallen, die uns seit Jahrtausenden heimsucht. Die afrikanischen Gesundheitsminister*innen brachten es bei der Malaria-Ministerkonferenz im letzten Monat in Yaoundé, Kamerun, auf den Punkt: Wir haben inzwischen die Mittel, um diese Krankheit ein für alle Mal auszurotten.

Die neuesten Netze mit dualem Wirkstoff, die mit zwei Insektiziden beschichtet sind, sind wirksamer gegen Moskitos, die inzwischen gegen herkömmliche Netze resistent sind. Weitere Mittel sind das Besprühen von Innenräumen mit Insektiziden, die saisonale Malaria-Chemoprävention für Kinder unter fünf Jahren sowie die intermittierende vorbeugende Behandlung, um schwangere Frauen vor der Krankheit zu schützen. Die jüngsten Neuzugänge im Instrumentarium sind zwei neuartige Impfstoffe: RTS,S und R21. Am wirksamsten sind diese Mittel, wenn sie zusammen im Rahmen umfassender nationaler Pläne zur Malariabekämpfung eingesetzt werden.

Gleichwohl reichen Instrumente allein nicht aus, um Malaria ein Ende zu setzen. Ihr Erfolg hängt voll und ganz von der Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme ab, über die sie zum Einsatz kommen. Diese Gesundheitssysteme stützen sich letztlich auf geschultes und integriertes Gesundheitspersonal, das die von Malaria am stärksten betroffenen Gemeinden erreicht und betreut.

Diese Menschen nehmen bei der Bekämpfung der verheerenden Folgen von Malaria in ihren Gemeinden eine führende Position ein. Wenn Ärzt*innen, Pflegekräfte, Labortechniker*innen, Hebammen und kommunale Gesundheitshelfer*innen zusammenarbeiten, tragen sie maßgeblich dazu bei, Infektionskrankheiten zu bekämpfen und lebensrettende Dienste für Prophylaxe und Behandlung zu erbringen.

In dieser Hinsicht fällt ein geschlechterspezifischer Aspekt auf: Das Gesundheitspersonal ist überwiegend weiblich. Es sind vor allem Krankenschwestern, Hebammen und Gesundheitshelferinnen und folglich Frauen, die weltweit rund 5 Milliarden Menschen eine Gesundheitsversorgung ermöglichen.

Bei meinem letzten Besuch in Kamerun, wo die gesamte Bevölkerung von 27 Millionen Menschen malariagefährdet ist, hatte ich das Glück, drei außergewöhnliche Frauen kennenzulernen, die bei der Bekämpfung dieser Krankheit eine Schlüsselrolle spielen.

So traf ich im Soa District Hospital mit Emily Itondo zusammen, die Hebamme ist und bei Frauen in der Gemeinde vorgeburtliche Untersuchungen durchführt. Außerdem versorgt sie sie mit Malariamedikamenten in Form einer intermittierenden vorbeugenden Behandlung in der Schwangerschaft (IPTp) und Insektizid-behandelten Moskitonetzen. Hat sich eine schwangere Frau mit Malaria infiziert, kann ihr Baby mit starkem Untergewicht zur Welt kommen. Dies führt zu gesundheitlichen Komplikationen und sogar zum Tod. Emily stellte klar, dass sie schwangere Frauen bei ihren Konsultationen systematisch auf Malaria testet und sie mit den benötigten präventiven Mitteln versorgt.

Hebamme Emily Otondo führt wöchentlich 50 bis 60 Beratungsgespräche mit schwangeren Frauen im Soa District Hospital in Soa, Kamerun. Emily händigt der Schwangeren bei ihrem ersten Termin ein Insektizid-behandeltes Moskitonetz mit Zweifachwirkstoff und vorbeugende Medikamente aus, um sie während ihrer gesamten Schwangerschaft vor Malaria zu schützen. Foto: Der Globale Fonds/Vincent Becker

Im selben Krankenhaus erzählte mir die leitende Krankenschwester und Leiterin des Impfdienstes, Danielle Ekoto, von ihrer Führungsrolle beim Impfprogramm des Krankenhauses. Kamerun hat als erstes Land weltweit den Malariaimpfstoff RTS,S in sein nationales Impfprogramm aufgenommen. Krankenschwester Danielle und ihre Kolleg*innen verabreichen den Malariaimpfstoff seit Januar dieses Jahres sechs Monate alten Kindern.

Der Zugang zur Gesundheitsversorgung setzt aber auch Vertrauen voraus: Die Menschen müssen sich sicher fühlen und wissen, dass sie mit Sorgfalt und Würde behandelt werden. Genau deswegen ist die Arbeit kommunaler Gesundheitshelfer*innen so wichtig.

Die weitreichende Wirkung dieser Synergien zeigte sich deutlich, als ich zusammen mit Amélie Tachifo, einer kommunalen Gesundheitshelferin, eine von ihr betreute Familie zu Hause besuchte: Mutter Melissa und Vater Tomnjong mit ihren beiden Kindern Gabriella und Tony-Jason.

Melissa (links) und Tomnjong (rechts) zusammen mit der kommunalen Gesundheitshelferin Amélie Tachifo und ihren Kindern Gabriella and Tony-Jason. Wie alle Eltern messen auch Melissa and Tomnjong der Gesundheit ihrer Kinder höchste Bedeutung bei. Dabei wissen sie nur zu gut, welchen Gefahren ihre Kinder ausgesetzt sind. Foto: Der Globale Fonds/Vincent Becker

Amélie unterstützt die Familie seit sechs Jahren. Melissa bezeichnet sie als „meine Schwester“. Mir ist auch klar warum.

Als bei Melissa vor der Geburt ihrer inzwischen dreijährigen Tochter die Wehen einsetzten und sie nicht anderswo Hilfe finden konnte und nicht in der Lage war, sich in eine Klinik zu begeben, rief sie um 2 Uhr morgens Amélie an.

Und als Melissa und die kleine Gabriella letztes Jahr krank wurden, wandten sie sich abermals an Amélie. Melissa war gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger geworden. Amélie schickte beide in das lokale Krankenhaus, wo bei beiden Malaria diagnostiziert wurde. Gabriella wurde vier Tage lang stationär behandelt, erholte sich aber, was teilweise der schnellen Diagnose und Behandlung zu verdanken war.

Nach diesem schrecklichen Ereignis war es wieder Amélie, die dafür sorgte, dass Melissa während ihrer gesamten Schwangerschaft IPTp erhielt und die Familie unter einem neuen Insektizid-behandelten Netz mit Zweifachwirkstoff schlief.

Doch damit nicht genug: Amélie war auch diejenige, die der Familie von dem neuen Impfstoff erzählte. Der acht Monate alte Tony-Jason wurde im Februar dieses Jahres im Soa District Hospital geimpft.

Die Krankenschwester Danielle, die Hebamme Emily und die kommunale Gesundheitshelferin Amélie führen in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich unverzichtbare Maßnahmen zur Malariabekämpfung durch, die zusammen zu einem umfassenden und kohärenten Ansatz zur Eindämmung der Krankheit beitragen. Ihre Rollen sind die Grundlage für ein gut funktionierendes Gesundheitssystem und die allgemeine Gesundheit und das Wohlergehen der Gemeinschaften, denen sie helfen.

Dass die Bekämpfung von Malaria ohne ihre unablässigen Bemühungen bei Weitem nicht so erfolgreich wäre, liegt auf der Hand.

Im Gegenzug benötigen sie angemessene Unterstützung, Schulung, Schutz und eine finanzielle Vergütung. Trotz ihrer bedeutsamen Rolle sind kommunale Gesundheitshelfer*innen häufig unterbezahlt oder unentgeltlich tätig. Amélie beispielsweise ist aufgrund ihrer geringen Vergütung gezwungen, ihr Einkommen durch andere Tätigkeiten aufzustocken.

Die Instrumente und Hilfsmittel sind nur ein Teil des Puzzles. Vergessen wir an diesem Welt-Malaria-Tag nicht, dass die globalen Fortschritte durch diese couragierten Gesundheitskräfte in vorderster Linie erreicht werden, die überwiegend Frauen sind. Die Welt schuldet ihnen Respekt und Anerkennung.

Dieser Gastbeitrag wurde zuerst in Forbes veröffentlicht.