07 Juni 2024
Kommunale Gesundheitshelfer*innen sind häufig die beste – und einzige – Hilfsquelle für Menschen, die in entlegenen ländlichen Regionen leben. Die Unterstützung von kommunalen Gesundheitshelfer*innen trägt zu starken und resilienten Gesundheitssystemen bei, die mehr Menschen mit einer lebensrettenden medizinischen Versorgung erreichen können.
Seit 2020 hat der Globale Fonds über 1,5 Milliarden US-Dollar in kommunale Gesundheitshelfer*innen in mehr als 100 Ländern investiert und wird in den nächsten drei Jahren weitere 900 Millionen US-Dollar aufwenden.
Wir sprechen mit kommunalen Gesundheitshelfer*innen über die Herausforderungen und Wirkungen ihrer lebenswichtigen Arbeit.
Warum haben Sie sich entschieden, kommunale Gesundheitshelferin zu werden?
Ich war 27, als ich mich entschlossen habe, kommunale Gesundheitshelferin zu werden. Als ich jünger war, wurde ich krank und bin fast gestorben. Das hat meine Familie stark in Mitleidenschaft gezogen. Als ich etwas älter war, startete der Vorsteher meiner Gemeinde eine Ausbildung für kommunale Gesundheitshelfer*innen, und ich ergriff die Chance. Ich war mit Leib und Seele dabei.
Für mich ist es nicht einfach ein Job. Es ist meine Passion geworden. Ich habe mich verpflichtet, Menschen aufzuklären, damit sie erkennen, dass diese Krankheiten für sie und ihre Familie sehr schlimm sein und großen Schmerz verursachen können und dass sie sich schützen können.
Beschreiben Sie einen typischen Arbeitstag.
Ich bin kommunale Gesundheitshelferin für den Distrikt Nkolbisson bei der Shemka Foundation in Yaoundé, Kamerun. Wir gehen vor Ort von Tür zu Tür, um mit den Menschen in unseren Gemeinden in Kontakt zu treten. Wir sehen die Probleme, die in der Gemeinde vorhanden sind. Dann führen wir Aufklärungsgespräche. Dabei orientieren wir uns an dem, was wir vorfinden.
Wenn ich zum Beispiel in einer Gemeinde ankomme und höre, dass die Kinder nicht wissen, wie sie Malaria vermeiden können, erkläre ich ihnen, wie sie sich schützen können.
Wir sind aber nicht nur für Malaria da. Wir sind für HIV, Tuberkulose und sonstige Versorgungsfragen zuständig. Wir helfen Müttern, die ihre Kinder impfen lassen wollen. Wir beraten sie in Fragen des Stillens und der Familienplanung. Wir zeigen ihnen, wie ein Moskitonetz richtig angebracht wird.
Und ich mache Hausbesuche. Durch Hausbesuche haben wir die Möglichkeit, mit der Familie in Kontakt zu kommen. Wir sehen, in welcher Situation sich der Haushalt befindet, und können so bessere Beratungsangebote machen. Ich erteile Ratschläge nicht blind.
Wir sind auch für die Beobachtung von Krankheiten und die epidemiologische Überwachung zuständig – zum Beispiel das Monitoring der Fallzahlen von Gelbfieber, Cholera und Masern. Wir tragen wirklich eine große Verantwortung.
In einem Dorf im Distrikt Nkolbisson in Kamerun führt Jeanne Aufklärungsgespräche und leitet Gemeindediskussionen über die Erkennung der Anzeichen und Symptome der Tuberkulose sowie andere Gesundheitsthemen. Photo: Impact Santé Afrique
Welche Rolle spielen Sie in der Gemeinde?
Ich bin bei den Menschen vor Ort und setze mich für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ein. Das ist unsere eigentliche Rolle als kommunale Gesundheitshelfer*innen. Nehmen wir zum Beispiel Malaria: Wir helfen Menschen zu erkennen, dass Malaria eine Krankheit ist, die durch einen Moskitostich hervorgerufen wird und zu Fieber und Schmerzen führt. Wir machen ihnen dies bewusst und versuchen, die Menschen gesund zu erhalten.
Kommunale Gesundheitshelfer*innen müssen gute Zuhörer*innen sein – wir hören unseren Patient*innen zu. Wir müssen einen guten Leumund haben, Empathie besitzen und uns in andere Menschen hineinversetzen können.
Das ist nicht immer leicht. Manchmal gelingt der erste Kontakt mit einer Familie nicht. Du versuchst es ein zweites und ein drittes Mal, bis der Haushalt dich akzeptiert. Und wenn es so weit ist, hörst du der Familie zu. Du versetzt dich in sie hinein. Und ab dem Moment bist du besser in der Lage, sie zu beraten.
Ich greife auch auf meine persönlichen Erfahrungen zurück und berichte den Menschen, was ich erlebt habe. Das hilft ihnen, mir zu vertrauen.
Welches sind die größten Herausforderungen, mit denen Sie konfrontiert sind?
Vor allem sind wir für riesige Gebiete zuständig, und es kann schwierig sein, große Strecken zurückzulegen. Hinzu kommt, dass wir nicht genug sind. Manchmal erhalten wir unsere Bezahlung verspätet oder werden überhaupt nicht bezahlt. Fehlende Vorräte sind ebenfalls ein großes Problem – manchmal werden wir gebeten, Medikamente selbst zu kaufen.
Außerdem müssen wir sichtbar sein und brauchen rechtliche Anerkennung. Als kommunale Gesundheitshelfer*in bin ich echten Risiken ausgesetzt, denn ich habe keinen Vertrag, keinen Schutzschild. Daher arbeite ich im Dunkeln.
Damit wir unsere Arbeit machen können, ist es wirklich wichtig, dass wir bezahlt und anerkannt werden und Rechtsschutz erhalten.
Über meine Rolle als kommunale Gesundheitshelfer*in hinaus versuche ich, eine starke Stimme zu sein, um die Interessen meiner Gemeinde zu vertreten. Ich mache bei Programmen wie „Voix de la Lutte“ von Impact Santé Afrique (ISA) mit und möchte ISA für seine fortwährende Unterstützung danken. Über ISA will ich die Menschen erreichen, die die Macht haben, Entscheidungen zu treffen.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Die gefährdeten Familien in unseren Gemeinden brauchen dringend Hilfe. Wie wird ihre Zukunft aussehen, wenn sie keine kommunalen Gesundheitshelfer*innen haben? Wie werden sie zurechtkommen?
In meiner Gemeinde gab es ein Kind, das gestorben ist. Wir haben der Mutter erklärt, dass es Malaria sei, aber bis das Kind zur Behandlung ins Krankenhaus kam, war es zu spät. Das hat mich sehr getroffen – es war wirklich traurig für mich.
Es gibt aber auch glückliche Geschichten. Manchmal erkennen mich Kinder auf der Straße: „Hey, da ist die Tante, die sich um mich gekümmert hat.“ Und Mütter sehen mich und sagen: „Seit du das letzte Mal bei uns warst, fängt mein Kind an zu sprechen“ oder „Mein Kind wird studieren“. Denn wir sprechen nicht nur über Krankheiten – wir sprechen über Menschlichkeit.
Es fühlt sich gut an und zeigt mir, dass wir eine Wirkung erzielen, wenn die Menschen irgendwann beginnen, sich zu ändern. Sie werden aktiv; sie ändern ihr Verhalten.
Sie wissen, was sie tun müssen, wenn ein Kind krank ist. Als Erstes rufen sie uns.
Wir bedanken uns herzlich bei Impact Santé Afrique.